BOA reboot – Warum hat der Desfluran-Vapor einen Stromanschluß?

Fangen wir mal mit Desfluran-Kenndaten an:

  • schwach analgetisch
  • schwach muskelrelaxierend
  • gute Kreislaufstabilität
  • Blut-Gas-Verteilungskoeffizient 0,42 (gering löslich, schnelles An-/Abfluten! Gute Steuerbarkeit)
  • MAC 6 %
  • schleimhautreizend! Laryngo-/ Bronchospasmus bei schnellem Anfluten mgl.! Nicht für Maskeneinleitung!
  • Metabolisierungsrate < 0,1 %
  • kaum hepato-/ nephrotoxisch
  • MH-Trigger
  • Dichte 1,48 g/ml
  • molare Masse 168 g/mol
  • Siedepunkt 23,5°C (!)
  • Dampfdruck 664 mmHg (!)

Die beiden letzten Punkte sind markiert, weil sie hier relevant sind und Desfluran vor allen anderen Inhalativa auszeichnen – niederer alltagsüblich erreichter Siedepunkt und extrem hoher Sättigungsdampgdruck!

Aufgrund des hohen Dampfdrucks verdampft Desfluran bei Raumtemperatur. Dieses Verdampfen entzieht dem Vapor Energie, dieser kühlt damit ab, was einen konstanten Dampfdruck also eine steuerbare Abgabe verhindert. Deshalb erhöht man den Druck im Vapor und beheizt ihn kontinuierlich.
Die zwei Atmosphären Druck im Desfluranvapor halten das Desfluran flüssig, die Heizung auf konstante 39°C ermöglicht einen stabilen Dampfdruck ohne Schwankungen also eine kontinuierliche kontrollierte Abgabe.
Aufgrund des Druckunterschieds erfolgt die Gasbeimischung via Ventile und nicht im Durchstromprinzip.

Würde man nämlich im Durchstromprinzip aufsättigen, so wäre der resultierende Volumenanteil (664/760) so hoch, dass eine Zumischung unökonomisch hohe Flussraten nötig machte.

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5 Kommentare

      • Das Problem ist der Siedepunkt bzw. sein Verhältnis zur Arbeitstemperatur.
        Unterhalb des SDP ist der Anteil an verdunstungsbedingtem Energieentzug gering. Arbeiten wir jedoch oberhalb des SDP (Desfluran SDP etwa Zimmertemperatur) so ist der Energieentzug annähernd exponentiell, die Flüssigkeit kühlt stark ab. Es kommt zu Dosierungsschwankungen.
        Die Krux ist nun, den SDP über den Arbeitsbereich zu kriegen, damit eben das nicht passiert, also Verdunstung statt Sieden stattfindet, was weniger Energie verbraucht also relativ temperaturstabil abläuft. Für Sevo liegt der SDP bereits oberhalb der Raumtemperatur… ergo keine Heizung, kein Strom, nur dicke Temperaturausgleichsmäntel. Bei Desfluran liegt der SDP etwa bei Zimmertemperatur. Hier ist eine höhere Energiezufuhr nötig, da eben das Sieden der Flüssigkeit schnell Energie entzieht. Gleichzeitig liegt der Druck in der Desflurankammer dank Heizung bei 2 Atmosphären, was den SDP (‘Eine Flüssigkeit kocht wenn atmosphärischer Druck pa und spezif. Dampfdruck pv identisch sind oder pv >/= pa) nach oben verschiebt. Damit wird wiederum die Grenze von Verdunstung zu Sieden nach oben verschoben. Also Strom für Druckaufbau und Heizung bei Desfluran. Bei Sevo reicht ein Temperaturausgleich über spezielle (stromunabhängige) Ausgleichsmäntel/ -rippen…

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