
Was haben Wurst und Heparin gemeinsam? Genau, früher brauchte man dazu Schweinedarm, denn aus genau diesem wurden Heparine gewonnen. Rinderlungen als Rohstoff hat man sich dank BSE geklemmt. Wie bei der Mettwurst gibt es inzwischen künstlich hergestellte Varianten. Diese sind leider ziemlich teuer. Glückauf, Veganer schwenken zu Fondaparinux, einem synthetischen selektiven Faktor Xa-Inhibitor. Heparin bildet Komplexe mit Antithrombin-III, einer Protease, die üblicherweise aktivierten Faktor X (FXa) und Thrombin (FII) hemmt. Zusammen mit Heparin beschleunigt sich dieser Hemmungseffekt beträchtlich. Niedermolekulare Heparine hemmen Thrombin nicht (bis kaum), ihre Wirkung beschränkt sich auf Faktor X, bzw. den Prothrombinkomplex, dessen integraler Bestandteil FXa ist.
Getestet wird aus Citratblut. Sinnvollerweise erfolgt die Abnahme nach s.c.-Gabe 3-4 h nach Gabe als “resorptiver Spitzenspiegel”, bei Fragestellungen zur Akkumulation zusätzlich als “Talspiegel” kurz vor oder nach der nächsten Gabe.
Zielspiegel (bitte jeweilige Hauslabor-ranges beachten!):
- NMH “niedermolekulare Heparine”
- Prophylaxe 0,1-0,4 U/ml
- Therapie bei Gabe 2x/d 0,4-1,0 U/ml
- Therapie bei Gabe 1x/d 0,8-1,5 U/ml
- UFH “unfraktioniertes Heparin”
- Prophylaxedosis i.d.R. ohne Kontrolle, keine definiter Zielbereich
- Therapie: 0,3-0,7 U/ml
- Fondaparinux/Arixtra “selektiver FX-Inhibitor”
- Prophylaxe 0,2-0,4 U/ml
- Therapie 0,5-1,5 U/ml
Während in der Schweiz antiXa-Bestimmungen gang und gäbe sind, bleibt sie – vermutlich aus Kostengründen in Deutschland Fällen vorbehalten, in denen die aPPT nicht ausreicht, bzw. Sonderfragen wie z.B. Akkumulationsneigung bei Fondaparinux unter Niereninsuffizienz oder Faktorenmangel, Lupus-Antikoagulans, unspezifischen Hemmkörpern, etc.
vrgl. auch ACT
AT-III-Mangel kann übrigens im Rahmen der DIC, einer Leberzirrhose oder als autosomal erbliche Erkrankung (quantitativ TypI, qualitativ TypII) auftreten, ohne ATIII keine Heparinwirkung… Bestimmung und ggf. Substitution hilft. Überbrückend an andere Gerinnungshemmer. z.B. Vitamin K Antagonisten denken.