Letzte Woche hat mir das mal wieder jemand gesagt, nachdem ich ein paar zotige Witze unter’s medizinisch-verwaltungstechnische Volk gebracht und entsprechend für Heiterkeit gesorgt hatte. Das war nicht das erste Mal, dass ich das zu hören bekommen habe. Ich alber mich trotz (oder wegen?) der intra-Abteilungsunbilden seit vielen Jahren durch allerhand Kliniken und bin nur wenig stiller geworden trotz allen Gegenwindes. Aber eigentlich ist das ja eine seltsame Wahrnehmung, eigentlich ist unser Bild vom Arzt/ der Ärztin ein seltsames vor dem Hintergrund, dass es darum geht, einem Gegenüber Linderung zu verschaffen. Streng, abgehoben, grenzwertig empathisch, akademisch-intellektuell, emotionslos und gänzlich unalbern trottet die Ärzteschaft mit auf dem Rücken verschränkten Armen karawanig auf den Gängen hinter dem Chef- oder Oberarzt her. So stereotyp, dass der, der am Bett sitzt, die Hand hält, einen Witz erzählt oder gar schallend lacht, auffällt. Oft genug negativ. Warum eigentlich? Warum ist dieses konservative Bild mit der Fehlwahrnehmung, Kompetenz und ärztliches Handeln auf der einen und Verbindlichkeit, Humor und Empathie auf der anderen Seite schlössen sich aus, so fest verankert? Spätestens seit Patch Adams sollte uns doch klar sein, der Arzt ist auch und gerade als Mitmensch mit Empathie und Humor eine Stütze und Hilfe, und andersherum ist eine paternalistische Kalkleiste, die jede patientenseitige Individualität und Autonomie negiert eher Therapieblocker als Medizin. Und trotzdem ist der lachende Arzt vielen ein Dorn im Auge. Mich rufen meine Patienten an und erinnern sich neben dem ja hauptsächlichen Getragenfühlen oft auch an die zugehörige Anekdote oder den Witz… auch das kann ein Ziel sein. Lachen statt Angst in der Einleitung zur Allgemeinanästhesie. Die Kalkleisten erinnert man auch, als spröde, kompetent vielleicht, aber eben nicht warm.
Und dann schau ich die Schleuse entlang durch den Gang zum OP. Edelstahl, abwischbare Keramik, Laminat und serifenlose Schilder mit knappem Ton, kaltes Licht. Die Gebäude ausserhalb der Fenster funktional, die Pflanzen in Kübeln, das Gras kurz, dazwischen Parkbänke und graugerade Betonwege. Wenn doch die Seele am Schönen gesunden kann, an der Ruhe und dem Licht, warum verwirklichen wir das nicht in den Stätten des Gesundens? Aber vermutlich liegt auch im Wort ‘Kranken’-Haus ein grundsätzlicher Wahrnehmungsfehler verborgen… Gesundheitsstätte wäre doch schon ein Anfang, aber da wittern wir schon wieder Spökenkieker und Spirituell-Ganzheitlich-Unmedizinisches. Hach ja.
Und nun lass ich euch mit meinen komischen Betrachtungen zufrieden. Seid einfach einmal mehr so offen, wie ihr es als Patient gern hättet und schwingt mit. Ein Wort zur richtigen Zeit, ein Kaffee, ein gereichtes Taschentuch oder eine Hand auf der Schulter sind manchmal mehr wert als die x-te grossartige Publikation, jedenfalls aus der Sicht dessen der da sitzt – der Mitmensch in einer für ihn oft bedrohlichen Ausnahmesituation…
Lacht. Weint. Fühlt mit.
Ich bin nicht aus DE ursprünglich, aus Osten von Europa. Und meine, eine von ersten Überraschungen war die Atmosphäre in Op. Hier in DE ist die deutlich lockere, entspannte und mit viel Humor. Aber wenn du als Deutsche solche Meinung/Erfahrung mit Humor in die Arbeit hast, dann bin jetzt leicht verwirrt.
…jepp, ich hab in meiner Ausbildung reichlich auf die Fresse bekommen…