Manchmal darf es auch wieder ein wenig kürzer sein. Hier zu den Risiken der peripartalen Blutung
“tone, tissue, trauma, thrombin”
- Tonusverlust = Atonie – Tokolytika an Bord? MAC > 0.5-1.0? Myome? vorgedehnter Uterus (Multipara? Polyhydramnoin? grosses Kind? Gemini?)? Entzündungen/ Chorioamnionitis? – uterine Überdehnung (Multiparität, Hydramnion, fetale Makrosomie)? Lange Geburt?
- Tissue = plazentare Gewebereste – Retention, Reste und Fehlimplantationen der Plazenta (Accreta, Increta, Percreta)
- Trauma – Dammriss, Vaginalruptur, Uterusruptur “tPA-reiche Gewebe”
- Thrombin = Koagulopathien – HELLP, DIC, vorbestehende und erworbene Gerinnungsstörungen
Denkt an eure strukturierte Gerinnungsanamnese! Denkt an eure Homöostase (Normothermie, Normocalciämie und pH) – Basislabor (Q, PTT, Fibrinogen, Thc und Hb)
Mögliche Uterotonika:
- Oxytocin 3-5 IE in 10 ml NaCl 0,9% Bolus i.v., dann 10 (-40) IE in 500-1000 ml Volumen nach Wirkung (HWZ 5-10 min) – cave schnelle und hohe Boli können kardiale Ischämien und/oder AP auslösen [z.B. Syntocinon®]
- Carbetocin 100 µg (zyklisches Oxytocinanalogon mit 40 min HWZ!) [z.B. Pabal®]
- Methylergotamin 0,1 mg LANGSAM i.v. – kaum mehr in Gebrauch aufgrund relevanter Nebenwirkungen wie Herzinfarkten, exzessiven Blutdruckanstiegen, Krampfanfällen und Ischämien! (“NO-Blocker”), übrigens via Serotonin 5HT2A-Rezeptoren…
- Sulproston 500 µg in 250-500 ml NaCl langsam nach Wirkung (Prostaglandin-E2-Agonisten) [z.B. Nalador®]
Die parallele Gabe ist aufgrund der Risiken für exzessive Blutdruckanstiege, AP, Ischämie und hypertensive Endorganschäden kontraindiziert. Alle Substanzen können uterine Tetanien auslösen und sind vor Entbindung streng kontraindiziert (Abfall uteroplazentarer Perfusion und “Austreibung”).
Weil man es nicht oft genug schreiben kann: In der Geburtshilfe vor Entbindung keine α2-Agonisten (also KEIN NORADRENALIN!) -> Reduktion der uteroplazentaren Perfusion durch Kontraktion der Spiralarterien! = fetale Unterversorgung!
AWMF-Leitlinie 015/063: Peripartale Blutungen, Diagnostik und Therapie Im Internet (Stand: 14.08.2020): http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-063.html
Allerbesten Dank für die tolle Zusammenfassung!
Danke für die tollen Artikel! Eine Anmerkung: in der neuen S1-Leitlinie “geburtshilfliche Analgesie & Anästhesie” bzw. im vorstellenden Artikel des Anästhesisten (Ausgabe 01/2021) wird Noradrenalin aufgrund “neuerer Untersuchungen” als “potentiell sehr gute Therapieoption” dargestellt.
Und Noradrenalin ist nicht unbedingt der potenteste alpha 2 Agonist…
Danke für deine tollen Artikel!
Es ist halt einfach nicht empfohlen aufgrund der potentiellen Reduktion uteroplazentarer Perfusion. https://www.ai-online.info/abstracts/pdf/dacAbstracts/2015/2015-01-RC101.1.pdf
[…] peripartale Blutung […]