BOA reboot – Kinderanästhesie 2 – Anxiolyse/ Prämedikation

Niemandem ist geholfen, wenn die ohnehin oft nur bedingt complianten Kinder angstbedingt vollkommen unkooperativ werden und am Nervenkostüm von Eltern und Anästhesieteam zerren. Das Kind hat Angst, der ohnehin oft erhöhte Adrenalinspiegel der Anästhesisten steigt und macht komplexes Handeln nicht einfacher. Deshalb eine klare Empfehlung zu allem, was es Kind, Eltern und uns einfacher macht.

Drei unserer liebsten Helferlein in der Folge: Midazolam gegen die Angst, EMLA gegen den Piecks und ggf. nasale Applikation wenn nix mehr geht…

(Und wie immer – die Inhalte richten sich an Fachpersonal, die Anwendung unterliegt juristischen Beschränkungen und liegt in der Eigenverantwortung des entsprechend ausgebildeten Anwenders. Garantien können nicht übernommen werden. Vor jeder Anwendung sind Indikation und Dosierung zu überprüfen!). PS Selber Kinder haben oder die Erfahrung mit Patenkindern und ähnlichem hilft… das berühmte ‘Bububu’ also der geschickte Umgang mit kindlicher Autonomie und Aufmerksamkeit hilft enorm. Aber eben, es gibt ‘Kinderflüsterer’ und sagen wir… andere :).

Midazolam (Dormicum®)

Alter/ GewichtApplikationsart/ Dosis
Früh-/ Neugeborene, Säuglinge < 6. Mtkeine Prämedikation
Säuglinge > 6. Mt bis Kleinkinderrektal 1 mg/kg, max 10 mg (= 5 ml)
Kleinkinder soweit compliant – max 30 kgoral 0,5 mg/kg, max. 10 mg (= 5 ml)
> 30 kgoral 8 mg (= 4 ml) Lsg oder 7,5 mg Tbl.
Midazolam-Lösung (Dormicum®) 2 mg/ml (aus der Klinikumsapotheke) p.o./rektal

Ich habe schon i Häusern mit deutlich höheren Dosierungen gearbeitet. Ich lass die Safetydosen aber mal eben so.


EMLA® (Eutektische Mischung von LokalAnästhetika (Lidocain/ Prilocain 1:1, 2,5%)

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zur topischen Analgesie, Salbe (Tube à 5g) oder Pflaster (1g, 10 cm²)

Zulassung ab 37. Gestationswoche, < 3. Lebensmonat, cave: MetHb-Bildung (Prilocain!), 60-90 min präOP auftragen, 10-20 min vor Punktion entfernen (sonst Vasokonstriktion!)

Alter/ Gewichtmax. Dosis Salbemax. Hautarealmax. Einwirkzeit
0-3 Mt, < 5kg1 g10 cm²1 h
3-12 Mt, > 5kg2 g20 cm²4 h
1-6 y, > 10kg10 g100 cm²4 h
7-12 y, > 20 kg20 g200 cm²4 h

d.h. unter 5 kg max. 1 Pflaster (eher vermeiden),  bis 10 kg max. 2 Pflaster, dann ggf. 4 Pflaster


MAD (mucosal atomization device)

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  • Midazolam 0,2-0,3 mg/kg nasal mucosal
  • Ketamin 1-3 mg/kg nasal mucosal
  • Fentanyl 1-3 µg/kg nasal mucosal

EMLA Official FDA Information http://www.drugs.com

Anästh Intensivmed 2012:53:656-669 – Kaufmann, Laschat, Wappler: perioperative Schmerztherapie bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern

J Pharm Sci 2009:12(3):288-311: Pires et al: Intranasal Drug Delivery: How, Why and What for?

Anästhesist 2011:60:743-750: Zutter: Unkooperatives Kind bei Narkoseeinleitung: Theorie und Praxis

Und noch ein Post Scriptum: Die Praxis sich Zugänge pädiatrisch vorlegen zu lassen, entzerrt oft den Stress der Anästhesie. Ich habe aber gelegentlich gesehen, dass Propofol an der Schleuse gegeben und ein schlafendes Kind ohne Überwachung in den OP getragen wurde. Möglich, vielleicht ‘stressfreier’ aber risky hinsichtlich Überwachung, Apnoetoleranz und Risikomanagement. Allenfalls für den sehr erfahrenen Kollegen zu erwägen.




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