
“Mann, blas dich nicht so auf”… das hört man ja gelegentlich, leider folgen die selbsternannten Kapazitäten dem Ratschlag gerade in Unikreisen zu selten, täte doch gerade da ein wenig Dehmut und Zurückhaltung dem Ärztebild so gut… ich schweife ab, tatsächlich geht es um andere Hohlraumvolumina… genauer gesagt um die Begrenzung des Lungenvolumens. Alveoläre Dehnungsrezeptoren vermitteln über eine vagale Hemmung des Atemzentrums eine Hemmung inspiratorischer Neurone mit dem Ziel eine Überdehnung zu vermeiden. Unsere Lunge begrenzt also sozusagen reflektorisch ihren Füllungsstand. Parallel dazu kommt’s zur Expiration, in der Summe fällt das Atemzugsvolumen, die Frequenz kann steigen.
Da schreit nun wieder einer aus der letzten Vorlesungsreieh schlaftrunken “Öde… brauch ich nicht…”… mag sein, denn du wirst Orthopäde, aber für die Freunde denkender Fakultäten ist der Hering-Breuer Reflex durchaus interessant, denn ein steigendes Lungenvolumen ist bei COPDisten und Schlafapnoikern unter CPAP durchaus ein Problem, wenn es vagal vermittelt zu einer zentralen Apnoe führt. Nebenbei bemerkt führt eine abnehmende Diffusionsfläche beim Emphysem gerade nicht zu einer Reduktion des Ansprechens des Hering-Breuer-Reflexes, ergo schnauft weniger, wer eigentlich mehr schnaufen müsste.
Ach ja, namensgebend ist kein schuppiger Wasserbewohner mit Kiemenatmung, sondern Ewald Hering, deutscher Physiologe des beginnenden 20. Jahrhunderts. Der Breuer, der den zweiten Teil des Namens bildet war ebenfalls ein Physiologe – Josef Breuer übrigens – den wir aus dem Umfeld von Sigmund Freud kennen könnten, denn Breuer lieferte durch die Behandlung und Dokumentation Bertha Pappenheims (“Anna O.”) Material für Sigmund Freuds “Studien zur Hysterie”… aber eben, wer braucht schon derlei praxisfernes Wissen.