Irgendwie ist es ja in der Medizin oft so, dass Richtungen sehr unterschiedlich bezeichnet werden. Als Assistent in der Chirurgie war “oben” je nach Operateur und OP mal “kopfwärts/ kranial”, mal “deckenwärts/ also in der Regel ventral am Patienten” oder auch mal “oben im Bild”, was wiederum je nach Kameraeinstellung schlicht alles sein kann. Ein wunderbares Ausgangsmaterial für Konflikte und Herablassungen aller Art.
Was wäre die Anästhesie langweilig, wenn es dergleichen nicht auch gäbe und natürlich gibt es auch bei uns ein weites Feld missverständlicher Vektorenbezeichnungen, zum Beispiel beim Bewegen einer Ultraschallsonde relativ zum Patienten. Da kann man Drücken, Drehen und Kippen, Gleiten und Wippen und trefflich herumschreien, wenn der Assistent nicht gleich kapiert, was Sache ist. Und ja, das ist eine Teilwiederholung aus dem Axillarisartikel…
Aber mal ohne Flachs, es gibt tatsächlich eine klare Bezeichnung für die jeweiligen Manöver, die man einfach aus Gründen der Verständlichkeit parat haben sollte. Das USRA-Akronym dafür ist PARRT – Pressure – Alignment – Rocking – Rotating – Tilting.

Das soll man jetzt noch eindeutschen, na Bravo!
Also:
- Wenn man drückt erhöht man eben den Druck auf das Gewebe – in aller Regel rechtwinklig zur Aufsatzfläche, oder wie mein alter OA zu sagen pflegte “rinn inne Mudder”, gegendert dann eben auch “rinn in Vaddern” – oder auf schlau: Drücken bezeichnet die Bewegung des Schallkopfes entlang seiner Längsachse ohne Änderung des Anschallwinkels. Was macht man so? Distanzen reduzieren, Venen zudrücken (aha!) und die Ankopplung also das Schallbild verbessern.
- Alignment oder Ausrichten und Gleiten – da suchen wir mal den richtigen Ort im Gewebesumpf des gravitationsgequälten kutan-subkutanen Involutionsproduktes, bewegen unseren Schallkopf also hin und her wie das Bierglas auf dem Bartresen – Gleiten bedeutet die Bewegung des Schallkopfes quer zur Längsachse ohne Änderung des Anschallwinkels. Halbwegs gerade Strukturen lassen sich so verfolgen, z.B. auf der Suche nach der Punktionsstelle für die Arterie am Unterarm.
- So, nu treten wir bissel auf der Stelle und Drehen uns dabei um die ja nun schon zweimal bemühte Längsachse ohne in die Tiefe zu drücken oder nach links und rechts abzugleiten – Drehen bezeichnet die Rotation des Schallkopfes um die fixierte Längsachse ohne Änderung des Anschallwinkels. Da kann man z.B. eine Arterie, die man gerade noch quer anschnitt auf die Längsdarstellung drehen, um flugs in-plane eine Kanüle unter Sicht darin zu versenken.
- Nu wird noch gewippt und gekippt – da geht`s nu um die lange und kurze Querachse, also im Bild SAX (“short axis”) und LAX (“long axis”), soll heissen schau ich auf die lange Seite meines Schallkopfes, mein Blick folgt also der kurzen Querachse und lass abwechsend das linke und rechte Ende hoch und runter, dann wipp ich und schau ich auf die kurze Seite meines Schallkopfes, lasse den Blick also der langen Querachse folgen, lass das Kabel mal links, mal rechts davon sein, dann kipp ich… Also: Kippen und Wippen bezeichnen Bewegungen um die kurze (“Wippen”) und lange (“Kippen”) Querachse.

Und was macht der gediegene Wald-und-Wiesenfacharzt nun damit? Es den Kapriziösen überlassen und derlei nicht zuuuu wichtig nehmen. Keep up the good work. Denn: Ein Arzt entsteht auf der Achse zwischen Empathie und Expertise. Herablassung steht quer dazu.