BoA ist Edutainment, kein Lehrbuch! BoA dient der Unterhaltung und Information und keinesfall als Anleitung für medizinisches Handeln, weder von Laien noch von medizinischem Fachpersonal. Die Grundlage medizinischen Handelns muss immer die Expertise entsprechend zugelassener Behandler auf der Basis profunder durch ein Studium und adäquate Praxis erworbener Kenntnisse in Union mit der Anleitung durch entsprechend geschulte Fachkräfte im sicheren Rahmen einer medizinischen Einrichtung sein. BoA kann und will das nicht leisten.
Michel
Anästhesisten tragen üblicherweise OP-Klamotten. Nun flitzt man damit mal in den Schockraum oder zur REA auf Station. Aber Kaffee holen? Eben mal schnell noch was im Büro diktieren? Wie schaut’s da mit der Hygiene aus? Ist das ok? Auch ohne den ubiquitären Überkittel?

Zu fast allem gibt’s ne Studie… so auch hier (Hee HI, Lee S, Chia SN, Lu QS, Liew AP, Ng A. Bacterial contamination of surgical scrub suits worn outside the operating theatre: a randomised crossover study. Anaesthesia. 2014 Aug;69(8):816-25): Hier hat man 16 Kollegen in 3 Gruppen randomisiert und mit Teststoffstreifen an Brust, Taille und Hüfte versehen. Dann hat man sie in den Arbeitsalltag entlassen. Gruppe 1 war dabei auf den OP beschränkt, Gruppe zwei durfte ausserdem noch auf chirurgische Stationen und Gruppe 3 durfte neben dem OP auch ihre Abteilungsbüros aufsuchen. In die Cafeteria durfte zumindest offiziell keiner. Alle 150 Minuten zwischen 8 und 16 Uhr wurden nun die Teststreifen auf bakterielle Kontamination hin untersucht und als CFU (colony forming units) pro Quadratzentimeter quantifiziert.
Über den Tag nahm nun die bakterielle Besiedlung zu, stärker an Hüfte und Taille als an der Brust, erstaunlichermassen nahm die bakterielle Besiedelung der Freizügigen gegenüber den auf den OP beschränkten Kollegen nicht signifikant zu. Über den Weg zum nächsten Kaffeeautomaten, zur Cafeteria oder Pausenraum wurde keine Aussage getroffen.
Ilibman Arzi et al. haben 133 Chirurgen am Eingang zum OP abgeklatscht (nein, leider nicht so, wie ihr es euch wünscht). Zwar war hier die CFU/cm2 höher, der Anteil pathogener Bakterienstämme aber nicht signifikant erhöht gegenüber einer auf den OP beschränkten Kontrollgruppe, Aktivitäten medizinischer wie nicht medizinischer Art (Kaffee?) erhöhten jedoch die Besiedelung (Ilibman Arzi Y, Assous MV, Livnat K, Yinnon AM, Wiener-Well Y. Bacterial contamination of surgical scrubs in the operating theater. Am J Infect Control. 2020 Jan;48(1):56-60).
Und was heisst das jetzt? Nun, idealerweise beschränkt man sich mit seiner Bereichskleidung auf den zugewiesenen Bereich und hält sich mit Aktivitäten (medizinisch wie nicht medizinisch) dabei zurück. Der kurze Gang zum Büro oder auf Station dürfte unproblematisch sein. Die Praxis länger in blau oder grün in Mischbereichen mit Besuchern und Patienten unterwegs zu sein für Mittagessen oder ähnliches erscheint dennoch fragwürdig. Zumindest der Überkittel und Kleiderwechsel scheint dann nach wie vor opportun. Der direkte Weg zum und vom anästhesiologisch überlebensnotwendigen Kaffeeautomaten dürfte unproblematisch sein.