Heute wird`s ein wenig chemisch. Und auch, wenn euch kaum einer nach den Strukturformeln fragen wird, manchmal lohnt es sich doch, eine Idee von den in der Anästhesie vertretenen Stoffgruppen zu haben.

Zum einen, weil es sich trefflich und ohne kompetitive Anteile kombinieren lässt, wenn man andere Rezeptoren oder -anteile bedient. Zum anderen weil spezifische Gruppen spezifische Nebenwirkungen mitbringen können. Barbiturate verursachen z.B. eine hepatische Induktion, entsprechend sind sie bei Porphyrie ein no go. Etomidate hat keine (kaum eine) negativ inotrope oder vasodilatatorische Wirkung.

Relevantester Vertreter für Besonderheiten unter den Opioiden ist das Remifentanil als esterasemetabolisiertes Opioid mit seiner stabilen 3-4-minütigen kontextabhängigen Halbwertszeit auch nach langer kontinuierlicher Gabe. Auch wichtig ist die Hydo-/Lipophilie. Mo ist halt vergleichsweise hydrophil und braucht daher fast 20 Minuten bis zum Wirkeintritt, Fenta ist sehr lipophil und damit schnell vor Ort.
Bei den Muskelrelaxantien ist ein good to know, dass Sugammadex halt nur bei Steroidderivaten (auch bei Steroiden, z.B. in Kontrazeptiva) wirkt und nicht bei den Benzoylisocchinolinen. Dafür gibt`s keine Histaminliberation bei den Steroiden, sehr wohl aber eine ausgeprägte bei den Benzoylisochinolinen (v.a. Mivacurium). Nota bene kann man die Gruppen hier am Namen unterscheiden, auf “-urium” enden alle Benzoylisochinoline, auf “-onium” die Steroide.

Ach ja, war einfach nett, das mal wieder aufgedröselt zu haben.
Wie siehst du den Stellenwert des Etomidate?
Die Diskussion um die Hemmung der Steroidsynthese wie mit Ketoconazol, auch ein Imidazolabkömmling, führt immer wieder zu Unsicherheit.
Hat die Einmal Gabe eine relevante Wirkung?
Besser doch Propofol mit Noradrenalin kombinieren?
Nur bei Herzinsuffizienz, aber nicht bei Sepsis?