Perikardiozentesetrainer?

Vor ewigen Zeiten hab ich ja mal ein Ultraschallmodell gegossen, mit dem sich, wenn das blue phantom fehlt, trefflich üben lässt, eine Nadel in ein Zielobjekt, meist eine Olive oder ähnlich punktables zu führen. Nun bin ich auf einem meiner Prokrastinationsabende beim ziellosen Internetting auf einen Artikel für ein billiges Paracentesemodell gestoßen, das sich doch für gelegentliches Gebastel eignet und lohnt:

Herb Zerth, Robert Harwood, Laura Tommaso, Daniel V. Girzadas – An Inexpensive, Easily Constructed, Reusable Task Trainer for Simulating Ultrasound-Guided Pericardiocentesis, The Journal of Emergency Medicine (2012), 43:6, Seiten 1066-1069 – https://doi.org/10.1016/j.jemermed.2011.05.066.

Da das ganze so einfach zu basteln ist, würde ich inzwischen auf ballistische Gele, Isopropyl und Glycerin zur Haltbarmachung verzichten und einfach einen Mischblock aus Gelatine und Maisstärke am Vorabend des workshops giessen. Wenn das Ding eh gleich am Abend danach in die Tonne wandert, reicht das. Letztlich sind sie schnell gemacht. Maisstärke übrigens um das ganze dichter und damit besser schallbar und gewebeartiger zu machen.

Wir nehmen also wieder mal 80 g Gelatine in Platten (NICHT Oligofructosepulver!), 80 g Maisstärke, blaue und rote Lebensmittelfarbe und 1200 ml Wasser.

Wir dritteln unser nun blau gefärbtes Wasser. In einem Drittel weichen wir unsere Gelatine ein, In das andere Drittel rühren wir möglichst klumpenfrei unsere Maisstärke. Beide Ansätze lassen wir 10 Minuten quellen. Derweilst kochen wir das letzte Drittel auf. Dahinein rühren wir bei moderater Hitze die Maisstärke und lassen sie unter anhaltendem Rühren sanft köcheln, bis sich ein zäher und homogener Schleim ergibt. Viel heftiges Rühren heisst nachher viele Luftblasen, Zurückhaltung ist also die Mutter späterer Schallbarkeit…

Gegen Ende der Schleimerei erwärmen wir sanft die Gelatine, damit sie sich auflöst. Wenn sie kocht, wird sie nachher nicht fest – deshalb erwärmen, nicht garen. Parallel dazu nehmen wir die Maisstärke vom Herd, wenn sie berührbar abgekühlt ist, rühren wir sanft unsere Gelatine unter, bis das Ganze homogen ist. Zu warm und es wird nicht fest, zu kalt und es wird luftig und inhomogen, ergo schlecht schallbar.

Im Vorfeld haben wir unseren Golf- oder Tischtennisball (letzterer wäre etwas günstiger, treibt aber auf und muss deshalb mit Wasser gefüllt werden!) in den Ballon gesteckt und das mit roter Lebensmittelfarbe eindrücklich gefärbte Wasser dazugegeben und den Ballon verknotet. Dran denken, dass das Ganze halbwegs handlich sein soll. Den Ballon in der Grösse eines menschlichen Kopfes zu befüllen ist also Quatsch und hier entspricht wie oft im Leben das Wunschdenken nicht der Länge des späteren Instrumentariums (ich nehme mal an ihr punktiert mit ner üblichen 50 mm Nadel…).

Wir gießen einen 1 cm Boden in ein entsprechend dimensioniertes Gefäss, hängen den Ballon mittels einem daran befestigten Schaschlikspieß in die Suppe und bedecken das ganze mit unserem Gel. Über Nacht in den Kühlschrank und am nächsten Morgen lässt sich das Modell stürzen und beschallen.

Will man es sich noch etwas schwieriger/ realistischer gestalten, schnippelt man sich aus einer Kunststoffplatte (oder einem Bierdeckel) einen xyphoidalen Winkel (siehe Abb.) aus und legt diesen unter den Ballon in die Gelatine (umgeknickte Abstandsfüßchen verhindern das Durchsinken).

Gutes Schallen.




Ein Kommentar

  1. hahaha, so lustig, Dich möchte ich gerne mal in der Küche sehen, kann es mir so richtig leibhaft vorstellen, hihi, gut beschrieben, man liest es einfach so gerne! Gruss

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