Nervus supraclavicularis & supraclaviculäre Plexusanästhesie – confusio supraclavicularis [inkl. pdf]

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Michel

Wollen wir zur perioperativen Analgesie bei Schultereingriffen mittels Ultraschall, Nadel und Katheter tätig werden, dann legen wir typischerweise einen Interskalenärkatheter, ggf. reicht auch nur der single shot. Tatsächlich würde das betreffende Ausbreitungsgebiet für eine Operation in reiner Regionalanästhesie nicht ausreichen, da das Akromion und das Hautareal über dem Deltoideus zum Teil von einem Nerven aus dem Plexus cervicalis bedient wird – dem Nervus supraclavicularis, bzw. den drei Nervi supraclaviculares anterior, intermedius und posterior. Nun gibt es eine sprachliche Ungenauigkeit, die bezüglich der notwendigen Blockaden zu einer gewissen Begriffsverwirrung führt – eben die Confusio supraclavicularis.

Zunächst geht es um den Plexus brachialis – diesen können wir an verschiedenen Stellen anästhesieren – u.a. eben interskalenär, supra- und infraclavikulär, axillär oder in den Einzelnerven auch peripher. Supra- und infraclavikulär bezieht sich nun einzig und allein auf den Punktionsort in Beziehung zur Clavicula – Supraclavikuläre Plexusblockade meint eine supraclavikulär – also oberhalb der Clavicula gestochene Blockade des Plexus brachialis.

Der Nervus supraclavicularis, der eben zusätzlich sensibel das Hautareal über dem Deltoideus versorgt, wäre von einer solchen interskalenären Blockade NICHT betroffen. Der Nervus supraclavicularis gehört zum Plexus cervicalis, speist sich aus C3 und C4 und tritt am Hinterrand des Sternocleidomastoideus zusammen mit Auricularis magnus, Occipitalis minor und Transversus colli durch ein sogenanntes Punctum nervosum durch die Faszie in die Subcutis ein. Der kaliberstärkste der drei Nerven – passenderweise Auricularis magnus genannt – lässt sich mit hochauflösenden Ultraschallgeräten meist gut als hypoechogenes Oval bei seinem Umschlag entlang der Hinterkante des Sternocleidomastoideus und dem folgenden Durchtritt in die Tiefe verfolgen. 2-3 ml LA an dieser Stelle und die Operation liesse sich nun auch als reine Regionale zusammen mit dem ISK/IS-SS durchführen. Transversus colli und Supraclavicularis sind schwierig darzustellen, werden aber zuverlässig mitbetäubt. In der Aufklärung sollte aber erwähnt werden, dass die sich ergebende Anästhesie Ohr und Hinterhaupt mitumfasst.

Warum diese Geschichte. Ein Kollege erwähnte, er wolle eine Schulter mittels der Kombination aus interskalenärer und supraclavikulärer Blockade betäuben. Da hiesse nun aber die Nerven des Plexus brachialis an zwei aufeinander folgenden Stellen – einmal interskalenär und einmal oberhalb der Clavicula – zu betäuben. Was nicht funktioniert, weil eben der relevante Nervus supraclavicularis aus dem Plexus brachialis hierbei nicht erreicht wird und entsprechend ein Schnitt im Bereich oberhalb des Deltoideus weiterhin fleissig nach zentral als Aua gemeldet wir. Nur die Kombi aus interskalenärer Blockade und LA im Bereich des erwähnten Punctum nervosum bringt hier den gewünschten Erfolg.

  • supraclavikuläre Blockade ≠ Blockade des N. supraclavicularis
    • supraclavikuläre Blockade = Blockade des Plexus brachialis oberhalb der Clavicula
    • Nervus supraclavicularis = Nerv des Plexus cervicalis aus C3 & C4 für die Haut über dem Deltoid



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