
Ich bin ja nun einer dieser schrecklichen Vertreter der klassischen manuell-diskursiven Medizin, soll heissen, ich steige tatsächlich gelegentlich vom Olympus mons herab und spreche mit meinen Patienten oder – für heutige Medizinergenerationen gerade am Anfang oft undenkbar – ich untersuche sie selbst, so mit anfassen, auskultieren und so… ich weiss erschreckend…
Genug geblubbert, wie wir wissen, ist die standardisierte Gerinnungsanamnese im klinischen Alltag zur Detektion einer bisher unerkannten oder erworbenen Gerinnungsstörung ausreichend sensitiv im Vergleich zu standardisierten Gerinnungstests und ungleich günstiger. Soll heissen, anhand des Blutungsbildes, der Auslöser und des Verlaufs kann man bereits recht viel voraussagen. So sprechen Flächen- und Gelenkseinblutungen bekanntermassen für Hämophilien. Ein weiterer Test ist der auf die Herren Thoedor Rumpel und Carl Stockbridge Leede zurückgehende Rumpel-Leede-Test. Hier wird eine Manschette um den Oberarm gelegt und auf einen Wert zwischen arteriellem und venösem Druck aufgeblasen und 5-10 Minuten belassen. Treten nun Petechien, also punktförmige Blutungen auf, so spricht das für erhöhte Kapillarfragilität und/ oder Thrombozytenfunktionsstörungen. bzw. -mangel. Hübscherweise haben wir ja gelegentlich im OP eine Blutdruckmanschette angelegt, so dass sich hier ein Befund eventuell nebenbei ergibt. Was könnte man dann tun? Thrombozytenzahlen bestimmen und ggf. Desmopressin/ Minirin (Freisetztung von vW-Faktor und Faktor VIII aus den Thrombos, ausserdem depooling aus der Milz, z.B. so 0,2-0,3 µg/kg) zücken.
Ja cool, das werde ich im RTW mal ausprobieren. Danke für den interessanten Artikel. Grüße Martin