Corona…

Virus, Pathogen, Infection, Biology, Medical, Hygiene

Für aktuelle Informationen schaut bitte bei RKI (Robert-Koch-Institut) und BAG (Bundesamt für Gesundheit Schweiz).

Den Johns-Hopkins Counter gibt`s hier.

Corona heist “Krone”. Schön. Ein Krönchenvirus… niedlich irgendwie… benannt also nach den elektonenmikroskopisch sichtbaren Oberflächenstrukturen des sonst sphärischen Virus, die der Rezeptorinteraktion und Membranfusion dienen. Es sind RNA-Viren, und ihr Genom weist insofern Besonderheiten auf, als es länger ist als bei anderen RNA-Viren und eine höhere genetische Stabilität aufweist. Damit sollte eine geringere Mutationsrate einhergehen und mit dieser eine länger anhaltende Immunität einmal Erkrankter.

Diese hübsche Gruppe, so auch der aktuell so schwierige neue Vertreter SARS-CoV2 verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen. Die Erkrankung mit SARS-CoV2 heisst entsprechend COVID-19 als Akronym für COronaVirusInfectiousDisease-19.

Nach allem was man bisher weiss, überträgt sich das Virus im Sinne einer Tröpfcheninfektion und ist selbst nicht aerogen übertragbar. Vorteil ist, ohne Speuz keine Infektion (weshalb chirurgische Masken auf einem Patienten schon viel abfedern), Nachteil, Speuz hält sich auch auf Oberflächen. Der kleine Bruder von V2 hielt sich in Studien bis zu 6 Tage auf Oberflächen…

“Social distancing” mit 1,5 m (in Deutschland) und 2 m (in der Schweiz ist man generell gern etwas reservierter) dient also primär dazu, den Tröpfchen die Gelegenheit zu geben, vor dem Auftreffen auf Nasenschleimhäute, Atemepithel oder Konjunktiven vor uns abzuregnen. Leider ist diese Regel nur eingeschränkt gültig. Je feiner der Sprühneben, desto länger hält er sich in der Luft und je schneller er ausgestossen wird, desto weiter fliegt er und desto feiner wird er zerstäubt.

Da gibt`s ein feines Youtube-Video vom MIT zu… falls man sich ein wenig ängstigen möchte:

Also “Deckel drauf”. Patienten bekommen einen Tubus. Der ist mit Filter und Absaugung ausreichend dicht oder wenn sie nicht beatmet sind eine chirurgische Maske, die gewechselt wird, wenn sie durchfeuchtet ist. Wir selber tragen Partikelfiltermasken à la FFP2 (heisst übrigens Filtering Face Piece und existiert in den Klassen 1 bis 3, R heisst “reusable” NR “non-reusable”, FFP2 filtern laut DIN-Norm 94% der Partikel bis 0,6 mcm mit bis zu 11% Leckage) und Schutzbrillen, die möglichst eng anliegen (fitcheck!) oder Faceshields (also Plexiglasmattscheiben). Nebenbei ist das Coronavirus etwa 60-120 mcm gross, wird also in der Regel ausreichend abgeschirmt.

Husten, Niesen, Schreien, Spucken und alle anderen ballistischen Verhaltensweisen (zum Beispiel auch bei Intubation, Extubation und Bronchoskopie) sind durch Handvorhalten, Masken, Sedierungstiefe, Relaxation oder Nichtdekonnektion zu vermeiden. Das heisst auch, wenn wir den Tubus dekonnektieren wird er abgeklemmt, auch um den PEEP am ARDS-Patienten zu erhalten.

Da man mit den Fingern allerhand Oberflächen berührt, bleiben diese aus dem Gesicht und werden dauernd desinfiziert. “Lass die Pfoten aus dem Gesicht”.

Und nebenbei bemerkt, die eigenen Haare und Hautoberflächen eignen sich auch gut als Oberfläche. Da helfen nach einem 12-24 h-Tag Dusche oder Wasser und Seife. Das Gesichtsbad in Sterilium ist weniger anwenderfreundlich.

Was die Datenlage angeht testen wir ressourcenbedingt zu wenige. Das heisst, unsere Daten skotomisieren vermutlich den Grossteil der Infizierten. Was bisher angenommen wird (29.03.20):

Die Übertragungsrate schätzt das rki auf 2,4 -3,3, soll heissen, einer steckt im Schnitt 3 an.

Die Inkubationszeit beträgt im Median 5-6 Tage, der range liegt bei 1-14 Tagen.

Ist man erkrankt dann sind aktive Viren im Nasen-Rachenraum bis zu 4 Tage, im Sputum bis zu 8 Tagen nach Symptombeginn nachweisbar. Daher die Empfehlung für 10 Tage häusliche Quarantäne bei Symptombeginn.

Schaut man sich die aktuellen Zahlen an, dann ist Alte & Kranke relativ, denn mit meinen aktuell 42 Jahren fühl ich mich weder alt noch krank, der Median liegt aber bei 47 Jahren. Die Klinik ist hochvariabel und geht von asymptomatisch bis zum schwersten ARDS. Das Gros (>80%) verläuft moderat mit typischen Grippesymptomen wie Fieber, Husten, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen. Die Zahlen hinsichtlich Beatmungspflicht und Hospitalisation weichen je nach Herkunftsland extrem voneinander ab und rangieren zwischen 2 Prozent bis 25 Prozent. In China waren 6% der Verläufe kritisch bis lebensbedrohlich. Man schätzt dass zwischen 50 und 80 Prozent der Infizierten auch manifest krank werden.

Zwischen Erkrankung und Pneumonie vergehen im Mittel 4 Tage (2-7), die Zeit bis zur Hospitalisation bewegt sich im selben Rahmen. Tritt Lungenversagen auf, dann innert 8 bis 9 Tagen (6-12/7-11). Patienten, die überleben sind zwischen 2 und 6 Wochen hospitalisiert.

Für wen ist der Verlauf riskant? Menschen über 50 Jahren, Raucher und solche mit entsprechenden Vorerkrankungen (KHK, arterielle Hypertonie, Asthma, COPD, Diabetes, Tumorleiden, Immungeschwächte). Männer haben ein gegenüber Frauen minimal erhöhtes Risiko. Kinder und Jugendliche scheinen in der Regel milde Verläufe zu bieten.

Die Zahl der Sterbenden ist abhängig vom Verlauf. Eine Gesamtletalität ist angesichts der unklaren Zahlen mangels flächendeckender Tests nicht sauber zu bestimmen. Für die Gruppe schwerer Verläufe zeigen sich erschreckende Werte bis 22%. Zahlen aus Mainland China sprechen von 0,8%, Daten z.B. von den Erkrankten der “Princess Diamond” von 1,2%. Etwa 1% mag orientierend angehen.

Die Therapieoptionen sind momentan noch beschränkt. Eine Impfung wird erst im letzten Quartal 2020 erwartet. Wir arbeiten in vielen Fällen vor allem supportiv und orientiert am Ersatz einzelner Organinsuffizienzen (vrgl. ARDS, Kreislauftherapie…)

Eine gezielte antivirale/ antiinfektiöse Therapie wird mit einigen Medikamenten erprobt. Leider kommt es bereits jetzt zu zunehmenden Versorgungsengpässen. Für den RNA-Polymerasehemmer Remdesivir, Hydroxi-Chloroquin und den IL-6-Rezeptor Antikörper Actemra/ Tocilizumab folgen eigene Artikel.




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