NPPE – Negative Pressure Pulmonary Edema

Eine unauffällige Narkose an einem 26-jährigen Patienten mit unauffälliger Anamnese geht zuende. In der Ausleitung alarmiert Dr. Dräger aufgrund hoher Drücke und nicht erreichtem Tidalvolumen. Der Patient zeigt kräftige paradoxe Atembewegungen und scheint wach. Es fällt auf, dass er den Tubus zubeißt. Mit zweimalig 30 ml Propofol 1% gelingt es, den Tubus bei noch erhaltener Spontanatmung zu entfernen.* Unter Spontanatmung wird der zunehmende wache Patient in den AWR verlegt. Dort kommt es zu einem Sättigungsabfall auf 89% unter O2-Gabe bis 4 Liter und subjektiv erschwerter Atmung. Was war passiert?

Das NPPE tritt mit einer Inzidenz um 0,5-0,1% auf. Während es im Alltag als Folge einer akuten Verlegung der oberen Atemwege durch Fremdkörperaspiration bei Kindern oder als Folge eines Suizidversuchs mit Erhängen auftritt, ist im OP die typische Klientel muskelstarke, junge Männer mit unauffälliger Anamnese. Durch akute Verlegung des Atemweges (‘Zubeißen’) und starkem Atembewegungen kommt es aufgrund des Unterdrucks (-50 bis -100 cmH2O statt -3 biq -10 cmH20!) zur Störung der Integrität des Alveolarepithels mit Ödembildung und konsekutiver Diffusionsstörung.

Therapie:
– ideal ist die Prophylaxe mit Beißschutz! GUEDEL-Tubus! bevor es auftritt!
– O2-Gabe und Überwachung
– ggf. Masken-CPAP
– im schweren Fall Reinduktion und Intubation mit ausreichend hohem PEEP!
– KEINE KORTIKOIDE!

In aller Regel ist die Symptomatik zum Folgetag schnell regredient!

*Nachtrag: Es kann sinnvoll sein, den Tubus zu entblocken, um ein Vorbeiatmen zu ermöglichen. Der Aspiration von Sekret muss dann durch nasales Absaugen begegnet werden! Dies kostet Zeit! Die Wiedereinleitung reduziert die Atemtätigkeit und damit das schädigende Agens schnell. Ich halte Propofol und eine geordnete Ausleitung für zielführender. Dies ist aber situativ abhängig!FB_IMG_1513806938096




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